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Die Tonerzegung mittels eines Holzrades, das die Saiten
anstreicht, machte die Drehleier zu einem weitverbrei-
teten Instrument des Mittelalters. Der endlose Ton ent-
sprach dem Wunsch, die göttliche Kraft in ihrer Ewigkeit
und als Grundlage allen Lebens musikalisch darzustellen.
Seit ca. 1000 n. Chr. bekannt, tritt sie anfänglich als
Organistrum in Erscheinung, bei dem die Melodiesaiten
mittels Tangenten abgegriffen werden. Diese Form
wurde von zwei Spielern bedient. Die früheste Darstel-
lung findet sich am Portal der Kirche von Santiago de
Compostela. Sie entwickelte sich dann seit dem 12. Jhdt.
auch zum kleineren Instrument für einen Spieler (Sym-
phonia oder Kastenleier - u.a. dargestellt in den Canti-
gas de Santa Maria), und erlangte große Beliebtheit bei
Minnesängern, Troubadoures und Trouvéres. Spätestens
seit "Der Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch
(1450-1516) ist sie nachweislich auch mit einer Schnarr-
saite zum rhythmischen Spiel versehen, somit auch spä-
testens seit dieser Zeit ein Instrument für das Volk - für
weltliche Festlichkeiten und Tanzmusik. Seit dem späten
Mittelalter wurde die Drehleier vom Klerus mehr und
mehr als Teufelsinstrument verdammt, das mit seinem
Klang die Menschen zu triebhafter Unzucht und zur
Sünde verführe.
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